Mit so vielen Teilnehmern hatte wohl niemand gerechnet: Gleich zur ersten Bürgerversammlung des Urbacher Bürgervereins (UBV) waren über 250 Gäste in die Aula des Stadtgymnasiums Porz gekommen. Ihre einhellige Botschaft: „Die Entwicklung von Urbach und Elsdorf ist uns nicht egal.“ Neben zahlreichen Bürgern waren auch viele Vertreter von Stadt, Wirtschaft, Vereinen und Politik erschienen.
Simin Fakhim-Haschemi, 1. Vorsitzende des UBV, wies gleich zu Beginn darauf hin, dass der Verein die städtebaulichen und verkehrsplanerischen Projekte der Stadt Köln nicht nur für Urbach, sondern auch darüber hinaus kritisch begleite. „Wenn die Bauprojekte in Zündorf Süd und Wahn West realisiert werden, hat das schließlich z.B. auch Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen in Urbach und Elsdorf“, so die Vorsitzende. Dementsprechend lud sie andere Bürgervereine dazu ein, sich mit dem UBV zu vernetzen, um Termine und Strategien besser abzustimmen. Geplante Neubaugebiete wie z.B. Fuchskaule dürften nicht einfach „aus dem Boden gestampft“ werden, ohne die Infrastruktur, also Schulen, Kindergärten, Kanalisation und Verkehr, entsprechend anzupassen.
Grünflächen erhöhen die Attraktivität
Der UBV hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Erscheinungsbild und damit die Wohnqualität in Urbach und Elsdorf zu erhöhen. Hier kann der Verein bereits auf erste Erfolge verweisen, darunter die Neubepflanzung der Grünflächen an der Kaiserstraße (Höhe „Grünewald“, früher „Seeliger“). Als eines der nächsten Projekte stellte Ulrich Pollmann, Koordinator des UBV-Arbeitskreises Grünflächen, auf der Bürgerversammlung die geplante Neugestaltung der rund 400 qm großen Fläche neben der Kreuzung Frankfurter/Breslauer Str. vor. Hier soll im Herbst die dort stehende Robinie gefällt und durch drei japanische Kirsch- oder Mandelbäume ersetzt werden. „Wer dann im nächsten Frühjahr nach Urbach fährt, wird von einem Blütenmeer begrüßt“, erklärt Pollmann.
Grünflächenamt hilft stets unbürokratisch und schnell
Vor dem DM-Markt kommen zudem dank der Stadtgärtnerei neue Pflanzen hin, auch der Vorplatz der Stadtsparkasse wird in nächster Zeit durch fünf Blumenkübel verschönert. Die Pflege dieser Blumenkübel übernehmen die Mitarbeiter der Sparkasse, die Bepflanzung erfolgt durch den UBV. Die rund 80 mal 80 Zentimeter großen Kübel selbst stammen vom Grünflächenamt. Überhaupt lobte Pollmann bei all diesen Projekten die Kooperation mit dem Grünflächenamt der Stadt Köln, das stets unbürokratisch und schnell dem UBV helfe.
Müllprobleme werden angepackt
Bei der Beseitigung der wilden Müllkippen und überquellender Mülleimer im Stadtbild seien auch bereits erste Verbesserungen erzielt worden. So sei etwa die Leerung der Mülleimer von zwei- auf dreimal pro Woche erhöht worden. „Unser Plan gegen die Vermüllung greift“, sagt Simin Fakhim-Haschemi und lobte in diesem Zuge die gute Zusammenarbeit mit der AWB. Zugleich rief sie die Bevölkerung von Porz dazu auf, dem Verein per Mail (ubv-porz@web.de) mitzuteilen, wenn irgendwo im Stadtteilgebiet Müllprobleme entstehen.
„Wir müssen es selbst anpacken.“
Alles dies sind begleitende Maßnahmen, um ein wesentliches Problem im Stadtteilgebiet anzugehen: die leerstehenden Ladenlokale. Gerade für die älteren Bürger in Porz sei es wichtig, wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten zu gewährleisten. „Wir finden, dass die Kaufkraft in Urbach da ist, wir müssen nur die Attraktivität von Ladenlokalen für Geschäftsleute erhöhen“, erklärt Fakhim-Haschemi. „Es wird keiner von Köln kommen und sagen: Wir machen das für Euch. Wir müssen es selbst anpacken.“ Die Vermittlung leerstehender Geschäftsräume durch den UBV an Künstler für kurzzeitige Ausstellungen sei hier nur ein Anfang.
Drogenhandel direkt beim UBV melden
Zum Thema „Veränderung der Ladenlokale“ gab es auch Stimmen aus dem Publikum, die sich über die zunehmende Zahl von Spielhallen und Wettbüros in Urbach und das damit verbundene Klientel beklagten. Rainer Joistgen, Koordinator des Ubv-Arbeitskreises Vernetzung, machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass Anwohner dem UBV per Mail (ubv-porz@web.de) jederzeit melden können, wenn sie Drogenhandel oder andere verdächtige Aktionen beobachten. „Die Polizei kann nicht jedem einzelnen Verdacht nachgehen. Wenn wir der Polizei allerdings eine Sammlung über gewisse Brennpunkte vorlegen können, hat die Polizei eine ganz andere Handhabe“, sagt Joistgen. Man rate jedoch dringend davon ab, in direktem Kontakt mit den Verdächtigen zu treten oder auffällig Fotos zu machen. Das Notieren von Auto-Kennzeichen sei auch bereits ein guter Hinweis für die Polizei.
Bessere Freizeitgestaltung für Jugendliche
Carola Röhrig, Koordinatorin des UBV-Arbeitskreises Jugendhilfe, ermunterte die Zuhörer während der Bürgerversammlung, Aktionen für die Freizeitgestaltung von Jugendlichen vorzuschlagen. Dabei gehe es u.a. auch um Präventionsarbeit. Hier brannte einigen im Publikum die Entwicklung des ehemaligen Wirtshauses „Zum Hennes“ unter den Nägeln. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde nämlich jüngst von einem Verein aufgekauft, der dort eine Tageseinrichtung für Kinder und Jugendliche etablieren möchte, die aufgrund von Problemen kurzzeitig aus ihren Familien geholt werden müssen.
„Es ist kein Strafvollzug für Kinder“
Die Elternpflegschaft der nahen Grundschule fürchtet dadurch Konfliktpotential und machte ihrem Unmut auf der Bürgerversammlung entsprechend Luft. Hier konnten der UBV bzw. die Stadt Köln beruhigen. „Es handelt sich hierbei nicht um einen Strafvollzug für Kinder, sondern um eine soziale Einrichtung im Sinne einer Kurzzeitpflege für maximal 16 Kinder im Alter zwischen 8 und 18 Jahren“, erklärt Fakhim-Haschemi. Schon jetzt betreibe dieser Verein auf der gleichen Straße gegenüber eine solche Einrichtung mit vier Kindern.
„Wir werden all diese Sachen aufgreifen“
Im Rahmen der Bürgerversammlung konnten die Anwesenden darüber hinaus zahlreiche Anregungen, Fragen und Vorschläge an den UBV richten, darunter eine Geschwindigkeitsmessung auf der Waldstraße, mehr Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche und eine vernünftige Einzeichnung von Parkplätzen. „Wir werden all diese Sachen aufgreifen“, sagte Fakhim-Haschemi, „aber bitte haben Sie etwas Geduld. Das lässt sich mitunter nicht alles in den nächsten Tagen oder Wochen regeln.“ Wer aber den Verein mit Mitgliedschaft sowie Tatkraft unterstützen wolle, sei herzlich eingeladen.